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Ich rege mich in meinem Blog regelmäßig darüber auf, dass meine High-End-Streaming-Boxen nicht unterbrechungsfrei Musik abspielen, die IKEA-Webseite mich zwingt, mein Passwort händisch einzutippen oder mein smarter Wecker nicht sofort eine Bluetooth-Verbindung zu meinem Smartphone herstellt. Bullshit-Bingo. Gerne möchte ich an dieser Stelle von einer Sache erzählen, die bedingungslos um ein Vielfaches wichtiger ist: Der Mensch.
Wir leben im sicheren Europa, kennen keinen Krieg oder Grenzen. Wenn wir krank sind, steht uns eine staatliche Krankenversicherung zur Verfügung und selbst wenn wir zu faul zum Arbeiten sind, bekommen wir Geld vom Staat. Es geht uns gut. Unsere größte Sorge ist die Entscheidung, welche Netflix-Serie wir uns heute ansehen. Wir können uns wirklich nicht beklagen.
Während wir also unsere kabellosen Funkkopfhörerpaare verlieren, werden auf dem selben Planeten noch immer Menschen grausam ermordet und vergewaltigt. Wir wissen davon, schließlich taucht das ja hin und wieder in unserer Facebook-Timeline auf, wenn wir gerade gelangweilt nach dem nächsten lustigen Katzenvideo suchen, das uns Unterhaltung für die kommenden zehn Minuten verschafft.
Wenn ich in einem Land leben würde, das von Terror und Unterdrückung gezeichnet ist und mein oder das Leben meiner Familie in Gefahr wäre, würde ich auch flüchten und auf eine bessere Zukunft in Ländern wie Deutschland hoffen. Diese Menschen geben für diesen Traum alles auf und setzen bei der Flucht ihr Leben aufs Spiel. Viel zu viele Menschen sterben bei diesem Versuch!
Meine Freundin betreibt an der Pädagogischen Hochschule Weingarten das Forum Integration- ich weiß also aus erster Hand, was ein Flüchtling auch in diesem Land noch an sinnloser Schikane und willkürlichem Behördenwahnsinn mitmachen muss. Zwei Geschichten:
Jeder Flüchtling, der es nach Deutschland geschafft hat, hat Angst. Angst wieder abgeschoben zu werden. So wie auch ein Flüchtling, der von meiner Freundin betreut wurde und sie per WhatsApp kontaktiert, wenn wieder mal ein Brief an kommt, in dem steht, dass er "abgeschoben wird". In diesem Fall war es ein Brief in ausschließlich deutscher Sprache, mit dem Titel "Der Fachbereich Soziale Leistungen zieht um". Und zwar mit Datum des Umzuges, der neuen Adresse und freundlicherweise auch der passenden Bahn- und Bus-Verbindung zum neuen Ziel.
Dass der Flüchtling in Dingen wie "Anbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr ab Bahnhof Neu-Ulm" aber nur "Bahnhof" und "Ulm" versteht, hat bei der Behörde wohl noch niemand verstanden. In Verbindung mit der Adresse, dem Wort "Bus" und dem Datum sorgt das einzig dafür, dass der Flüchtling denkt, er wird abgeschoben und dieser Brief teilt ihm mit, in welchen Bus er steigen muss. Zurecht schreibt er also panisch meiner Freundin und fleht schon fast um Hilfe.
Einen ähnlichen Vorfall habe ich vor einigen Monaten miterlebt, als eine Flüchtlingsfamilie einen Brief nicht verstanden hat und darum die Nachbarin - eine ältere Frau - um Hilfe bat. Diese begutachtete das Schreiben und antwortete nur in ihrem Dialekt "Joa, des ko' weg", gepaart mit einer Handbewegung, die in etwa "das kann in den Müll" zu bedeuten hatte. Dass das Schreiben nur ein Infobrief "an die Bewohner des Hauses" von der GEZ war, hat sie aber nicht nochmals betont.
Meine Freundin wurde dann nur mit den Worten "Conny komm schnell" angerufen. Sie leistet dieser Bitte natürlich Folge. Vor Ort traf sie auf die Flüchtlingsfamilie, die Tränen heulend auf ihren gepackten Koffern saß. Schnell war klar: Die Familie hatte die Handbewegung und das Wort "weg" unter dem Druck und der hohen Angst falsch gedeutet: "Sie werden abgeschoben".
Diese Situationen finden letztlich ihren Höhepunkt in der Tatsache, dass die Medien ständig Artikel über Verbrechen, die vermeintlich von einem Flüchtling ausgeübt wurden, streuen und auch die rechte Front diese Angst ausnutzt, um jede Straftat erstmal proforma einem Syrer oder Albaner anhängt. Meine Oma fühlt sich in Immenstaad am Bodensee Nachts nicht mehr sicher, weil da nämlich die Straßen vor Flüchtlingen nur so überquellen. Und im Radio berichten sie ja ständig von neuen Straftaten, die ein vermeintlich dunkelhäutiger verübt haben soll. Ich könnte kotzen.
Ich rufe dich hiermit dazu auf: Mach' dich laut gegen rechte Propaganda, lass' dich nicht vom Terror einschüchtern, prüfe deine Informationsquellen gründlich und glaube nicht jeden Mist, nur weil er im Internet steht. Jeder Flüchtling hat es zunächst mehr als nur verdient, in diesem Land uneingeschränktes Asyl zu bekommen. Beziehe Stellung, bring' dich ein. Und zwar jetzt!
Gerne darfst du auch diese Petition unterschreiben und in deinem Bekanntenkreis weiterverteilen. Hier geht es darum, dass Fawad Akbari, ein mehr als nur integrierter Flüchtling, wieder abgeschoben werden soll. Die Details zu dieser Angelegenheit können auch in diesem Artikel der Schwäbischen Zeitung nachgelesen werden.